Neben Fisterra ist das nahe Muxía ein weiteres, beliebtes Pilgerziel, nachdem man Santiago de Compostela erreicht hat. Das Dorf an der Costa da Morte ist mit unter 5000 Einwohnern etwa so groß wie Fisterra und bildet die südliche Landzunge der atlantischen Bucht Ría de Camariñas. Ein paar versprengte Pilger sind unterwegs, kaum Tourismus sichtbar. Nach dem stürmischen Abend gestern, an dem ich mir wieder einem Polbo á feira (Pulpo a la gallega) gegönnt hatte, ist das Wetter heute mild, fast windstill, sonnig mit wolkenlosem, tiefblauem Himmel. Das nutze ich für einen Spaziergang zum Monte Corpiño. Auf dem Weg dorthin entdecke ich den Faro und muss da natürlich direkt am Wasser fotografieren. Endlich bekomme ich physischen Kontakt zum Atlantik als die Gischt einer Welle doch höher spritzt als vermutet. Alles nicht so schlimm. Das muss wohl so sein. Alles sehr beeindruckend – das WOW-Gefühl – kommt hoch! Ich kraxele eine ganze Weile auf den Felsblöcken vor dem Meer herum bevor ich mich zum Mirador del Monte Corpiño aufmache. Von dort hat man einen überwältigenden 360° Rundblick, vor allen bei kristallklarer Luft so wie heute. Ich beschließe bis nach dem Sonnenuntergang zu bleiben.
Vielleicht schaffe ich es ja, das grüne Leuchten im letzten Augenblick des Untergehens zu erleben. Bis zum Sonnenuntergang ist es noch ein halbe Stunde. Also lege ich mich auf die Lauer und warte. Der Atlantik, die Sonne, die klare Luft – es ist schon ein elementares Naturerlebnis. Ich mache ein Video der letzten Minute vor dem Verschwinden der Sonne. Tja, gesehen habe ich nichts. Allerdings lässt sich später auf dem Videoclip eine kurze Farbveränderung um die Sonne in Richtung gelbgrün identifizieren. Es könnte also doch ein Green Flash gewesen sein, obwohl zuletzt es bei Sonnenuntergang in der Ferne etwas diesig wurde, was normalerweise den Green Flash verhindert. Trotzdem bin ich mit dem Abend sehr zufrieden und auch mein Bein macht täglich große Fortschritte.
