Anreise und erste Eindrücke von der Antarktis

Die Behördengänge in Deutschland und Lissabon dienten ebenso wie der Kurzaufenthalt auf den Azoren zu einem wesentlichen Teil der Reisevorbereitung für die kommenden Monate in der Antarktis, für die ich mich als Schiffsarzt verpflichtet hatte.  Am 9. November ging es morgens los von Santa Maria, über Ponta Delgada, der Hauptstadt der Azoren auf der größten Insel São Miguel, und weiter nach Lissabon, wo erst einmal ein Übernachtungs-Stopp eingelegt wurde. Der erste Flug am nächsten Morgen führte mich dann nach Madrid – ein riesiger Flughafen! Dort begann dann der lange Transatlantikflug nach Buenos Aires, wo ich spät abends ankam – überdies noch mit einer Zeitverschiebung von fünf Stunden – ein sehr langer Tag! Nach wenigen Stunden musste ich weiter zu einem anderen Flughafen in Buenos Aires, um nach Ushuaia einzuchecken. Dort kam ich dann am Vormittag des 11. November an und traf gleich ein paar alte Bekannte.

Von Ushuaia aus fuhren wir zunächst durch den Beagle Kanal in Richtung Kap Hoorn. Die Drake-Passage ist meist recht bewegt. Das ist die strömungs- und windreiche Meeresstraße zwischen der Südspitze Südamerikas (Kap Hoorn) und der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel (Prime Head, nördlichster Punkt der Trinity-Halbinsel). Sie verbindet den Atlantischen Ozean, speziell die Scotiasee, mit dem Pazifischen Ozean und gehört zum Südlichen Ozean. Wir hatten Glück und es war relativ ruhig, daher wenig Seekranke. Die ersten Begegnungen mit dem antarktischen Eis and der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel sind immer adrenalingeladen.

Landgang auf den antarktischen Inseln, Pinguine und historische Forschungsstationen:  Jedes Crew-Mitglied, das das Schiff verlassen will oder soll, muss ein sog. IAATO Assessment machen. Das ist ein Onlinekurs mit anschließender Prüfung: https://iaato.org/. Die Gäste müssen sich einer entsprechenden Belehrung unterziehen, deren Regeln sie einhalten müssen. Die entsprechende persönliche Sicherheits-Ausrüstung wird vorher angepasst und geprüft. Dazu gehören auch kniehohe Gummistiefel, die desinfiziert werden können. Vor und nach jedem Verlassen des Schiffs müssen wir unsere Gummistiefel sorgfältig reinigen und desinfizieren, um Kontaminationen zu vermeiden. Die Keimeinschleppung in die Antarktis soll so gering wie möglich gehalten werden. Das ist die größte Gefahr für die Tierwelt dort durch den Tourismus. Außerdem grassiert derzeit die Vogelgrippe, die auch durch Menschen übertragen werden kann. Daher ist fünf Meter Abstand das Mindestmaß, das eingehalten werden muss, auch wenn die Tiere neugierig auf einen zukommen, da sie kaum Scheu kennen. Am Schiff steigen wir in die robusten Zodiak-Schlauchboote, die uns an Land bzw. auf eine Insel bringen. Wet-Landing ist der normale Ausstieg dort, d.h. wir springen mit den Gummistiefeln an flachen Stellen ins Wasser. Ähnlich geht es dann auch auf dem Rückweg zu.

Der Antarktische Tourismus findet wetterbedingt nur im Sommer statt. Dann erhellt die Mitternachtssonne den Himmel und taucht die eisige Landschaft in ein magisches Licht

Eindrücke aus der Argentinischen Forschungsstation und dem berühmten Polar Plunge – ein eiskaltes Abenteuer. Für Saunagänger – besonders in der finnischen Sauna – ein ähnliches Erlebnis.

Die Rückreise über die Drake Passage gestaltete sich etwas unruhiger als die Hinreise. Nachdem wir in Ushuaia angekommen waren, verbrachten wir eine Nacht dort und nutzten die Gelegenheit, um die Stadt einschließlich des Nachtlebens zu erkunden. Am nächsten Morgen setzten wir unsere Reise fort.

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