Irland stand schon immer auf meiner Bucket-List, zumal ich die Landschaft und das Klima so inspirierend finde. Nach den vergangenen, erlebnisreichen Jahren wäre es im Alter von 71 Jahren mein erstes Sabbatical überhaupt. Aber ich fürchte, ich kann nicht alle Aktivitäten so einfach beiseitelegen. Zumindest meine weltweiten Reiseaktivitäten werde ich auf jeden Fall deutlich reduzieren und an einem neuen Lebensmittelpunkt etwas Ruhe einkehren lassen. Ich liebe das Wandern und das Meer. Besonders die Iren, die ich bisher in der Welt kennengelernt habe, fand ich so angenehm, dass ich mich auf die intensivere soziale Interaktion an meinem neuen Wohnsitz am Atlantik freue. Vielleicht bringe ich hier mein Buch zu Ende, das ich im letzten Jahr zu schreiben begonnen habe.
Zunächst jedoch gestaltete sich die Reise von Panama über Newark in New Jersey nach Dublin mit United Airlines wetterbedingt erlebnisreich und herausfordernd. Morgens um 06:00 Uhr verließ ich mit dem Uber-Taxi meine Unterkunft und fuhr zum Flughafen Panama-Tocumen. Bereits dort gab es eine Stunde Verspätung, bevor wir in Richtung Newark abflogen. Unterwegs mussten wir erfahren, dass der gesamte Großraum von New York wegen Unwetter für den Flugverkehr gesperrt ist, sodass wir zunächst in Washington Dulles zwischenlanden und auf einem abgelegenen Halteplatz weitere Anweisungen abwarten mussten. Nach drei Stunden kam dann die erlösende Nachricht, dass wir weiter nach Newark fliegen durften. Dort angekommen, erwartete uns eine Ansammlung von mehreren Tausend Menschen, die für die US-Einreisekontrolle anstanden. Nach gut zwei Stunden war ich durch. Danach muss man zunächst sein Gepäck in Empfang nehmen und durch die Zoll-Kontrolle gehen. Eigentlich gibt man danach sein Gepäck zur Weiterbeförderung wieder ab und geht zu Flugsteig für den Anschlussflug, der in meinem Falle allerdings bereits mehrere Stunden zuvor abgeflogen war. Also war angesagt, zum nächsten Schalter der Fluggesellschaft zu gehen, um eine Umbuchung auf den nächstmöglichen Weiterflug zu erhalten. Auch dort war wieder Massenandrang und es dauerte noch einmal zwei Stunden. Der nächstmögliche Flug nach Dublin war erst zwei Tage später möglich. Ich entschied mich für einen Flug nach Shannon am folgenden Abend. Einer meiner beiden Koffer war beschädigt vom Gepäckband gekommen. Daher wurde mir gesagt, zu einem anderen Terminal zu gehen und am zuständigen Schalter den Schaden zu melden und ggf. einen neuen Koffer zu erhalten. Gesagt getan, aber auch das erforderte wieder zwei Stunden, bis ich meine Klamotten vom alten in den neuen Koffer umpacken konnte. Inzwischen war es 04:00 morgens und ich musste nur meine Koffer noch zum Einchecken für den Flug nach Shannon abgeben. Da der entsprechende Schalter erst um 05:00 öffnete, und ich nicht nur müde, sondern auch Hunger und Durst hatte, gönnte ich mir bei Dunkin‘ Donuts im Terminal etwas Verpflegung, bevor ich endlich mein Gepäck loswerden konnte. Glücklicherweise fand ich danach hinter der Sicherheitskontrolle eine Lounge, in der ich mit meiner Star Alliance Gold Karte den Tag bis zum Abflug am Abend verbringen konnte. Aber auch dieser Flug wurde mehrfach bis spät in die Nacht verschoben, da das Chaos im Flugverkehr noch anhielt. So gegen 03:00 Uhr ging es dann endlich los. Wir landeten dann am späten Nachmittag in Shannon, Irland. Dort war einer meiner beiden Koffer nicht angekommen, sodass ich die Adresse für die Nachlieferung hinterließ. Meine Bus-Ticket von Dublin nach Glenties in Donegal war am Vortag bereits verfallen und daher nutzlos. Die nächste Busverbindung am frühen Abend führte mich bis Galway, wo ich in aller Eile über Booking.com eine Unterkunft buchen konnte. Dort angekommen, musste ich wegen des Kofferverlustes erst einmal das Notwendigste einkaufen (Toilettenartikel und Unterwäsche), um nach zwei schlaflosen Tagen wieder frisch zu werden. Den ersten Abend in Irland genoss ich in einem asiatischen Restaurant, das als einziges noch etwas zu essen servierte.
Am nächsten Morgen ging es mit dem Bus weiter über Donegal Town nach Glenties im County Donegal. Thomas, mein Vermieter, holte mich von der Bushaltestelle ab und brachte mich zu seinem Bio-Bauernhof.
Den ersten Schnuppermonat verbrachte ich auf dem Land im Nordwesten: Donegal County. Trotz Sommerzeit herrschte dort ein eher raues Klima zwischen 10 und 20°C, windig, fast täglich Regen und bedeckt, also eher etwas fürs Wandern in Allwetterkleidung. Dafür sind die Menschen hier umso herzlicher und abends in dem Pub in Feierlaune.
Sicher lag es auch an meinen deutschen Vermieter, Thomas, einem Ökobauern, der vor 40 Jahren aus dem Schwarzwald nach Irland wegen der Forstwirtschaft ausgewandert ist. Überraschend viele Deutsche haben sich im County Donegal angesiedelt und alle scheinen voll integriert zu sein und sich hier wohlzufühlen. Auch ich wurde herzlich aufgenommen. Die Besuche in den Pubs taten ihr Übriges.
Am 16. Juli besuchte ich Letterkenny für einen Behördengang. Das ist mit rund 23.000 Einwohnern die größte Stadt im County Donegal und hat sogar neben einem regionalen Krankenhaus eine Universität.
Wanderungen in der Natur und Besuche von Freunden und Bekannten wechselten sich mit unterhaltesamen Pub-Abenden ab, an denen irische Folklore geschmettert wurde.
Die Küste und der nächste Strand waren nur 10 Minuten mit dem PKW entfernt und luden zu Spaziergängen und Besuchen ein.