Portugal – zum Dritten

Ambivalenz – mir gefällt es hier, aber ich möchte weiter wandern.

Lagos hat nicht nur die gewaltigen Naturdenkmäler der Küste zu bieten, sondern auch beeindruckende Geschichte und Kultur. Die Igreja de Santo António, Igreja de Santa Maria de Lagos und die Igreja de São Sebastião sind drei Kirchen mit Geschichte und teilweise überwältigender Reichhaltigkeit, die im krassen Gegensatz zum eher unscheinbaren äußeren Erscheinungsbild steht und den Besucher nach dem Betreten nahezu erschlägt. Hier haben viele Generationen über Jahrhunderte gespendet und gebaut und wohlhabende Bürger haben sich mit gestifteten, üppig goldverzierten und edelsteilbesetzten, künstlerisch gestalteten Kapellen Denkmäler gesetzt. Auch die Altstadt ist mit ihren engen Gassen und Treppen, Kopfsteinpflastermustern und teilweise künstlerisch gefliesten Hausfassaden ein Eldorado zum Bummeln und eine kulinarische Einladung für eine Tour durch die Kneipen und Restaurants.

Zur Abwechslung erlaubte der Seegang doch noch eine Speedbootfahrt von Lagos zur Gruta com o algar de Benagil. Das Barlavento mit seinen Formationen aus gelben und rötlich braunen Kalk- und Sandsteinfelsen, Höhlen, Kavernen und kleinen Buchten ist von der See aus mit kleinen Booten angefahren ein unvergessliches Erlebnis. Trotzdem werde ich auch noch einmal landseitig die Höhe besteigen, um von oben durch das Loch in der Decke das Meeresrauschen aufzunehmen. Am folgenden Tag durfte ich auch die Ponta da Piedade noch einmal mit einer Bootsfahrt von der Seeseite aus erleben.

Natürlich darf ein Ausflug zum nahgelegenen Hausberg, dem Fóia, nicht fehlen. Er gehört zur Serra de Monchique und ist mit 902 m die höchste Erhebung der Algarve und damit Südportugals. Von dort hat man bei klarem Wetter fast die gesamte Algarve im Blick – von Osten und der südlichen Atlantikküste über die europäische Südwestspitze, dem Cabo de São Vicente über die atlantische Westküste bis nach Norden. Auf der Fahrt dorthin begegnen uns immer wieder Schwärme von Störchen, die an manchen Orten auf fast jeder Erhöhung, Strommasten, Schornsteine und Antennen Nester gebaut haben und besiedeln. In dieser Gegend werden häufig handwerkliche Produkte aus Keramik und Kork angeboten. Geschälte Korkeichen säumen die Straßen.

Die „Knochenkapelle“, Capela dos Ossos, in der Kirche Igreja de Nossa Senhora do Monte do Carmo in Faro beherbergt Hunderte von Knochen und über 1.200 Schädel einst verstorbener Karmelitermönche. Das „Baumaterial“, das aus Platzmangel wegen begrenzter Grabstätten auch an anderen Orten zu geweihten Kapellen wurde, konnte ich auch noch in Alcantarilha in einer kleinen Seitenkapelle der Igreja matriz de Nossa Senhora da Conceição bestaunen. Auch die Sé Catedral de Faro hat eine beeindruckende, reichhaltige und üppig ausgestattete Sakristei, Museum und eine historische Orgel. Vom Glockenturm aus hat man eine überwältigende Ringsumsicht auf Faro und auf das Naturschutzgebiet Ria Formosa, eine Lagunenlandschaft aus Wasser, Sümpfen, langgestreckten Inseln und Sanddünen mit Durchfahrten zum Atlantik.

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