Von La Renouillère in La Villeneuve-au-Chêne marschiere ich auf dem Jakobsweg in Richtung des nächsten Etappenziels Gîte La Grive d’Arce in Merrey-sur-Arce. Das Wetter ist regnerisch und die Wege so aufgeweicht und matschig, dass ich zweimal mich auf lehmigen Steilabgängen im Wald und im Gelände der Länge nach hinlege und einige Meter im Schlamm abrutsche, bevor ich mich irgendwo festkrallen kann. Klamotten, Uhr, Smartphone, Rucksack usw., alles voller Matsch. Ich muss ausgesehen haben wie ein Warzenschwein nach dem Suhlen im Schlamm. Über eine Stunde brauchte ich, um den gröbsten Dreck mit Herbstlaub und Gras zu entfernen. Glücklicherweise hat mich keiner gesehen, sonst hätte man bestimmt die Polizei gerufen. Als ich abends in meiner Gîte La Grive d’Arce ankomme steckt vereinbarungsgemäß der Schlüssel außen und ich kann unerkannt hineinschleichen, direkt unter die Dusche. Später, als ich wieder zivilisiert aussah, kam dann meine Gastgeberin, die mir etwas zu Essen brachte und meine verdreckten Klamotten zum Waschen mitnahm. Was für ein Glück! Am nächsten Tag ging ich in die einzige Bar in diesem Ort (ein Geschäft gibt es ohnehin nicht): AU Chardonnay Bar Tabac à Merrey-sur-Arce. Anne, die Wirtin sagte mir, dass sie eigentlich nichts zu essen serviere, hatte dann aber doch Mitleid mit mir und zauberte einen Teller mit Rostbraten, Bratkartoffeln und Salat, sogar mit einer Vorspeise aus Leberpastete, Cornichons und Baguette. Am nächsten Morgen servierte sie mir noch ein Frühstück und wir kamen noch einmal richtig ins Gespräch. Danach Abschiedsfoto in und vor der Bar und auf nach Praslin. Dort erwartete mich eine Überraschung. Meine Gastgeberin Sarah war nämlich eine waschechte Engländerin, die vor wenigen Jahren sich ihrem Traum vor einem Heim in der Champagne verwirklichte. Sie hat die Scheune eines alten Bauernhauses in Praslin wunderschön restauriert, renoviert und eingerichtet. Seither empfängt sie dort Gäste über Airbnb. Da ich nichts eingekauft hatte und es bereits Samstagnachmittag war, packte sie mich erst einmal in ihr Auto und fuhr mich etwa 5 km in die nächste Stadt nach Chaource in den einzigen noch offenen Supermarkt. Danach ging es zum Bäcker und dann noch zum Geldautomaten der Bank. In ihrem Haus angekommen, wurde gleich der Kaminofen angeworfen. Wir verbrachten den ganzen Abend bei einem oder zwei Gläsern Wein und unterhielten uns über den Brexit. Zunächst hatte ich nur eine Übernachtung gebucht. Daraus wurden schließlich drei, weil ich mich sehr wohl fühlte und das Wetter draußen recht ungemütlich war. Inzwischen ist wieder schönes Wetter. Morgen geht es weiter!
Irland – seit Jahrzehnten auf meiner Löffelliste
Irland stand schon immer auf meiner Bucket-List, zumal ich die Landschaft und das Klima so inspirierend finde. Nach den vergangenen, erlebnisreichen Jahren wäre es im