Ein phantastisches Wetter bot die Algarve in der ersten Woche: Nachts eher frisch und tagsüber um die 20°C bei strahlend blauem, wolkenlosen Himmel. In der Sonne kommt man ins Schwitzen. Auch so kann man den Winter verbringen! Die Felsenformationen von Lagos standen noch einmal auf dem Programm. Man könnte Wochen und Monate dort herumsteigen und hätte immer noch nicht alles gesehen. Inzwischen habe ich über 2000 Fotos und ca. 100 Videoclips. Meinen Cloud-Speicher musste ich bereits auf sechs TB aufrüsten. Ganz in den äußersten Westen zog es mich als nächstes: Sagres im landschaftlich sehr abwechslungsreichen Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina ist die südwestlichste Gemeinde Portugals. Von dort sind es nur zwei Kilometer zum Fortaleza de Sagres, einem portugiesischen Nationaldenkmal auf dem Felsen der Ponta de Sagres. Die Festung hat etwa einen Kilometer Durchmesser und bietet bei klarem Wetter traumhafte Fernsichten über den Atlantik. Auch dieser Punkt wurde früher einmal als Ende der Welt bezeichnet. Vor hier aus blickt man nach Süden, Osten und nach Westen und sieht nur Ozean. Es ist die einzige Stelle Portugals, an der man sowohl den Sonnenaufgang, als auch den Sonnenuntergang über dem Ozean beobachten kann. Selbst bei schönem Wetter und nahezu Windstille ist der Atlantik niemals still, sondern donnert gegen die Steilfelsen. Dort, wo der Ozean im Laufe der Zeit Höhlen aus dem Gestein gewaschen hat, röhrt es gewaltig heraus, nachdem eine Welle dort hinein gerauscht ist. Von dort sieht man das Cabo de São Vicente (Kap Sankt Vinzenz), das zusammen mit der Ponta de Sagres die Südwestspitze des europäischen Festlandes bildet. Vinzenz von Valencia, der Schutzpatron Portugals, ist sehr häufig zu finden, nicht nur in Namen wie Costa Vicentina oder Cabo de São Vicente. Auf der Statue von Vinzenz an den Portas do Sol in Lissabon trägt er die Karavelle mit den zwei Raben, die auch das Stadtwappen von Lissabon darstellt.
Ich komme aus dem Fotografieren, Filmen und Recherchieren über Geschichte und Geologie fast nicht mehr heraus. In den folgenden Tagen war eigentlich in Lagos eine Höhlen- und Grottentour mit dem Boot geplant, die zur Ponta da Piedade von der Seeseite aus führen sollte. Hier hat das Wetter allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht, da über Nacht Wind aufkam und ich am Morgen eine Nachricht auf meinem Handy fand, dass die Tour wegen starken Seegangs abgesagt ist. Wir werden das nach Besserung der Wetterlage nachholen. Anstelle dessen wollte ich mir mal die Touristenhochburg Albufeira ansehen, die etwa 65 km östlich meiner Unterkunft liegt. Durchaus schöne Felsen und Strände gibt es dort, allerdings nicht so beeindruckend wie in Lagos. Außerdem ist Albufeira massiv touristisch überfrachtet. Es war sicher gut, sich das mal angesehen zu haben. Aber ich weiß jetzt, dass Albufeira nichts für mich ist.
Das windige Wetter mit vereinzelten Regenschauern verleitet eher zu Ausflügen mit dem PKW. Gelohnt hat sich ein längerer Ausflug nach Norden. An der Nordspitze des Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina liegt die Stadt Sines im Alentejo, die nicht mehr zur Algarve gehört. Sines verfügt über eine historische Altstadt auf einem Felsen mit einer burgähnlichen Festungsanlage, die einen atemberaubenden Rundblick über Industrie- und Yachthafen, Atlantik und Teile der Stadt erlaubt. Ein riesiges Kraftwerk versorgt die Stadt und Umgebung mit Energie, die über bedeutende Ölraffinerien und Containerterminal-Tiefwasser-Hafenanlagen verfügt. Vasco da Gama, dem berühmtesten Sohn der Stadt ist zwischen Festung und Igreja Matriz de São Salvador ein Denkmal gewidmet. Beerdigt ist der Entdecker des Seewegs um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien in der Igreja de Santa Engrácia, dem Panteão Nacional in Lissabon. Die See ist rau heute in Sines und die Luft feucht von der Gischt durchtränkt und diesig.
